Italienische Renten am Scheideweg

Robin fordert gerechtere Finanzierung statt Leistungskürzungen - weitere Infos am Ende

Die Debatte über die Zukunft der italienischen Renten kehrt wie ein jährliches Ritual zurück. Im Mittelpunkt stehen erneut Sparmaßnahmen und der Ausbau kapitalmarktorientierter Zusatzrenten. Der Verbraucherschutzverein Robin warnt jedoch eindringlich vor diesen Lösungen und fordert stattdessen eine umfassende Reform des Finanzierungssystems, die soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt.

Das italienische Rentensystem, eines der solidarischsten in Europa, basiert auf dem Prinzip der Umlagefinanzierung: Arbeitnehmer finanzieren mit ihren Beiträgen die Renten der aktuellen Generation. Trotz seiner bisherigen Stabilität steht das System zunehmend unter Druck – nicht primär durch den demografischen Wandel, sondern durch strukturelle Probleme wie niedrige Löhne, prekäre Beschäftigung und eine einseitige Finanzierungsbasis. „Wer die Renten sichern will, muss die Wertschöpfung als Grundlage nutzen – nicht die Löhne allein“, fordert Robin.

Private Vorsorge ist keine Lösung

Kapitalgedeckte Zusatzrenten, die als Allheilmittel propagiert werden, verschärfen laut Robin die soziale Ungleichheit. Sie machen die Altersvorsorge anfällig für die Schwankungen der Finanzmärkte und dienen vor allem den Interessen der Finanzindustrie. Schon heute profitieren vor allem wohlhabende Bevölkerungsgruppen von solchen Modellen, während einkommensschwache Arbeitnehmer das Nachsehen haben.

„Renditen sind keine Sicherheit“, betont Walther Andreaus, ehrenamtlicher Geschäftsführer von Robin. „Die Mackenroth-Formel zeigt klar: Renten werden aus der aktuellen Wirtschaftsleistung finanziert. Lösungen wie die Wertschöpfungsabgabe könnten die Basis verbreitern, ohne die soziale Sicherheit zu gefährden.“

Wertschöpfungsabgabe: Ein gerechter Ansatz

Robin plädiert für die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe, bei der nicht nur Löhne, sondern die Wertschöpfung (Gewinne, Mieten und andere Einnahmen, Investitionen) als Bemessungsgrundlage für die Finanzierung der Sozialversicherung herangezogen werden. Ein solcher Ansatz würde kapitalintensive Unternehmen stärker einbinden und für mehr Fairness sorgen. Ein Modell, das bereits in den 1980er-Jahren vom österreichischen Sozialminister Alfred Dallinger vorgeschlagen wurde, könnte als Vorlage dienen.

„Die italienische Politik muss endlich den Mut finden, zukunftsweisende Reformen anzugehen“, so Andreaus. „Die Fixierung auf Leistungskürzungen und private Zusatzvorsorge gefährdet nicht nur die soziale Sicherheit, sondern auch den sozialen Frieden.“

Für eine gerechtere Zukunft

Robin fordert eine klare Trennung von Renten- und Sozialpolitik. Versicherungsfremde Leistungen sollten aus dem Staatshaushalt und nicht aus den Rentenkassen finanziert werden. Nur so kann die langfristige Stabilität des Systems gewährleistet werden.

„Die Altersvorsorge muss allen Generationen gerecht werden. Solidarität statt Privilegien – das ist der Weg, den wir einschlagen müssen“, betont Andreaus abschließend. Robin appelliert an die Politik, Verantwortung zu übernehmen und gerechte Lösungen für die Bürger Italiens zu schaffen.

 

Weitere Infos: Essay (4 Seiten) "Die Italienischen Renten in Gefahr?"

05. Dez. 2024