Unnötige Hürde für Nutzer der digitalen Signatur der Handelskammern
Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung soll Prozesse vereinfachen – doch für viele Nutzer bringt sie auch neue Hürden mit sich. Ein aktueller Fall aus Südtirol wirft die Frage auf, ob es sich bei der von den italienischen Handelskammern (Unioncamere) ausgestellten digitalen Signaturkarte nicht um ein Beispiel geplanter Obsoleszenz handelt.
Neue Signaturkarte – altes System, neues Problem
Ein Freiberufler musste nach Ablauf seiner bisherigen digitalen Signaturkarte eine neue erwerben – üblich nach dem 3+3-Jahresmodell der Handelskammern. Doch beim Einsetzen der neuen Karte stellte sich heraus: Sie funktioniert nicht mit dem vorhandenen Computersystem. Die alte Karte hingegen war noch für wenige Tage voll einsatzfähig.
Die Nachfrage beim Kundendienst ergab: Die neue Karte setzt ein aktuelleres Betriebssystem voraus – ein Update war jedoch auf dem vorhandenen Gerät gar nicht mehr möglich. Eine funktionierende, aber ältere Hardware wurde somit durch die neue Signaturkarte unbrauchbar.
Systemfehler oder strukturelles Problem?
Die Verbraucherschutzorganisation Robin spricht von einem klaren Fall geplanter Obsoleszenz – diesmal ausgelöst von einem öffentlichen Dienstleister. Der Nutzer müsste entweder ein Betriebssystem-Update oder sogar ein komplett neues Gerät anschaffen, um eine gesetzlich notwendige digitale Signatur weiter verwenden zu können – ein kostspieliger und unnötiger Schritt.
Warum ist ein einfacher, softwarebasierter Sicherheits-Update-Zyklus nicht möglich, anstatt Nutzer regelmäßig zum Kartentausch zu zwingen? Besonders für Menschen mit knappen Ressourcen bedeutet diese Praxis eine unfaire Benachteiligung – obwohl ihre Geräte technisch noch absolut brauchbar wären.
Kritik und Forderungen
„Die digitale Signatur ist ein essenzieller Dienst – sie sollte universell zugänglich sein, ohne versteckte technische Anforderungen“, so Walther Andreaus, Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin. Es könne nicht sein, dass sich Bürger und Unternehmen laufend an die IT-Vorgaben der öffentlichen Verwaltung anpassen müssten – zumal sie nicht im Vorfeld über neue Anforderungen informiert werden.
Robin hat den Fall an Unioncamere, AGCM (Antitrustbehörde), AgID sowie das Ministerium für Unternehmen und Made in Italy gemeldet – mit der Forderung, den Dienst schnellstmöglich benutzerfreundlich und ohne Systemzwang bereitzustellen.