Robin gibt Tipps und fordert die Politik zum Handeln auf
Einkäufer:innen wissen um was es geht: Seit geraumer Zeit gehen die Lebensmittelpreise durch die Decke. Die Verbraucherpreise stiegen in Bozen im April 2023 gegenüber April 2022 um 8,5%. Die Nahrungsmittelpreise sind laut des Erhebungen der Gemeinde Bozen zwischen April 2022 und April 2023 jedoch um 12,3 Prozent teurer geworden. Auf nationaler Ebene stiegen die Preise um 8,2%, jene für Lebensmittel um 11,6%.
Dabei wurden beispielsweise die Preise der folgenden Lebensmittel in einem Jahr wie folgt verteuert:
Zucker 62,1 %
Reis 34,1 %
Butter 29,7%
H-Milch 28,1%
Joghurt 24,1%
Olivenöl 20,9%
Speiseeis 20,1%
versch. Milchprodukte 19,7 %
Für den Preisanstieg spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter gestiegene Energiekosten sowie versteckte und spekulative Preiserhöhungen. Nicht alle Preissteigerungen sind transparent und basieren auf höheren Herstellungskosten. Zwar wird vor allem mit Energierohstoffen wie Erdöl und Gas an den Börsen spekuliert, aber auch mit Grundnahrungsmitteln wie etwa Weizen, Butter und Pflanzenölen. Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar. Deshalb ist ein kritischer Blick der Politik und der Aufsichtsbehörde für Wettbewerb und Markt auf Handel und Lebensmittelhersteller notwendig, um zu prüfen, ob Unternehmen die Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.
In Krisenzeiten muss Marktmissbrauch vor allem bei überhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln sowie versteckten Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen verhindert werden. Derzeit ist unklar, wie sich Lebensmittelpreise bilden und wo Gewinne zu Lasten der Verbraucher:innen mitgenommen werden.
Zu beachten ist, dass die oben aufgeführten Preissteigerungen ein Vorjahresvergleich zum April 2022 sind. Die Preissteigerungen haben jedoch bereits früher eingesetzt. Wenn man den Vergleichszeitraum dementsprechend auf April 2021 zu April 2023 erweitert, ergeben sich für manche Produkte zum Teil erheblich höhere Teuerungen.
Tipps gegen steigende Lebensmittelpreise
Preisfallen erkennen und umgehen
Bei allen Produkten zählt nicht der Produktpreis, sondern der Einheitspreis. Daher vergleichen Sie immer die Kilopreise oder die Literpreise, also die kleingedruckten Preise an den Regalen: Nur diese erlauben einen echten Vergleich! Bei Obst und Gemüse spielen zudem Herkunft und Jahreszeiten eine wichtige Rolle. Gemüse und Früchte, die Saison haben und in der Region wachsen, sind häufig günstiger, weil sie nicht weit transportiert und aufwändig gekühlt werden müssen.
Supermärkte und Discounter bieten Lebensmittel, die nur noch kurz haltbar sind, meist reduziert an. Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt kann zudem günstiger sein als im Supermarkt. Branchenkenner sehen auch im Regional- und Biohandel geringere Preisanstiege.
Fleisch öfters pflanzlich ersetzen
Auch die Preise bei Fleisch sind stark gestiegen. Fleisch, Wurst und Fisch können auch teilweise oder ganz durch pflanzliche Lebensmittel ersetzt werden.
Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen und Lupinen sind gute Alternativen. Sie sind wertvolle Quellen für Eiweiß, Eisen, B-Vitamine und Ballaststoffe und zudem günstig. Reis, Couscous, Bulgur oder auch Nudeln liefern Kohlenhydrate und somit Energie. Als Vollkornvariante sind sie besonders reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren.
Mit Einkaufsliste einkaufen gehen
Es lohnt sich, einen Wochenplan aufzustellen und damit einzukaufen. Ein solcher Einkaufszettel reduziert die oft teuren Spontankäufe. Vorab sollte man die eigenen Vorräte und die Reste im Kühlschrank checken und von hinten nach vorne räumen. Es kann auch helfen, ein Maximalbudget für den Einkauf im Voraus festzulegen.
Selber kochen
"Meal-Prep" ist gerade ein Trend: Mahlzeiten selbst zuzubereiten, ist meist günstiger als Fertiggerichte, Lieferdienste oder To-go-Käufe. Und so hat man auch selbst in der Hand, was auf dem Teller ist. Auch kleine Snacks unterwegs gehen ins Geld.
Weitere Spartipps
Vermeiden Sie übermäßige Lebensmittelabfälle! Speisereste können Sie mit cleveren Rezepten weiterverwenden. Auch bei Getränken gibt es Sparpotenzial: Wasser, vor allem Leitungswasser, ist deutlich billiger als eingepacktes Mineralwasser und Softdrinks. Leitungswasser ist zudem umweltschonend, muss nicht geschleppt werden und kann geschmacklich mit einem Spritzer Zitrone oder ähnlichem aufgepeppt werden.
Kommentar von Robin
Der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus sieht kein schnelles Ende bei den Preissteigerungen bei Lebensmitteln: „Auf der Einnahmenseite der meisten Haushalte sind keine signifikanten Steigerungen zu erwarten. Vor allem Menschen mit einem geringen Einkommen tun sich bei den Preissteigerungen bei Lebensmitteln schwer, da diese einen überdurchschnittlichen Anteil an den Konsumausgaben ausmachen. Auch ein Rückgang der hohen Lebensmittelpreise ist nicht zu erwarten. Erfahrungsgemäß werden einmal durchgesetzte Preiserhöhungen nur selten zurückgenommen. Im Gegenteil: Wenn einmal die Preislawine rollt, finden sich leicht Nachahmer, die auch zugreifen wollen. Wichtig ist hier ein entschiedenes Vorgehen der Politik und der Marktaufsicht. Auch Aktionen von Politik, Handel und Verbraucherschutz für kontrollierte Preise, wie diese in der Vergangenheit schon durchgeführt wurden, haben sehr gute Ergebnisse erzielt.“