Robin: Richtig mit Geld umzugehen will gelernt sein
Die allgegenwärtige Inflation ist zu einer Volkskrankheit geworden, ärmere Menschen sind unverhältnismäßig stark betroffen und breiten Schichten der Bevölkerung treibt sie Sorgenfalten auf die Stirn. Bedingt durch die hohen Preissteigerungen können Haushalte von ihrem Einkommen immer weniger kaufen und weniger Geld fürs Sparen aufwenden. Im Gegenteil, das Ersparte und Reserven werden abgebaut. Noch ist keine Normalisierung der Lage abzusehen und auch wenn, so bleiben - das zeigt die Erfahrung - die schon erfolgten Preisanstiege der Waren und Dienstleistungen bestehen.
Inflationsbekämpfung ist angesagt
Politik und Notenbanken versuchen den Schwierigkeiten auf den Leib zu rücken. Dabei gibt es 2 einflussreiche Lager. Das erste Lager fordert eine drastische Anhebung der Zinssätze, um die Ausgaben zu drosseln. Sie warnen davor, dass später ein umso brutaleres Vorgehen erforderlich sei. Das zweite Lager lehnt eine solche Schocktherapie als unnötig ab. Stattdessen wird hier ein vorsichtiges »Auf-Sicht-Fahren« vorgeschlagen, also die Situation laufen zu lassen, solange die Löhne der Beschäftigten niedrig gehalten werden und sich keine Lohninflation abzeichnet. Diese Linie wird derzeit in Europa gefahren. Beide Lager stimmen darin überein, dass steigende Löhne die eigentliche Bedrohung darstellten. Doch beide Lager liegen gefährlich falsch. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hat man eine wachsende Ungleichheit in Kauf genommen. Seit 15 Jahren profitieren die wenigen Reichen von der Geldpolitik der Zentralbanken, während ein Großteil der Bevölkerung unter strafenden Sparmaßnahmen leidet. Dies hat zu chronisch unzureichenden öffentlichen Investitionen und niedrigen Löhnen geführt. Die Zentralbanken haben den Geldhahn für einige ordentlich aufgedreht, was die Aktien- und Immobilienpreise in die Höhe trieb, während die Löhne stagnierten.
Eine erschütternde Ungleichheit wurde zur Tagesordnung. Eigentlich müssten die Löhne und Renten zumindest der Inflation angeglichen werden. Nicht nur im Interesse der Arbeitnehmer und Rentner, sondern auch weil sonst die Nachfrage zurückgeht, die Produktivität geringer wird, die Aufstiegschancen und die beruflichen Qualifikationen leiden und es zu einer vergifteten Politik kommt.
Selbsthilfe durch die VerbraucherInnen
Statt die Spekulation zu stoppen, fördert die Politik diese oft noch mit unseren Steuern. Die Ergebnisse der Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung lassen auf sich warten und Abhilfe kommt so schnell nicht in Sicht. So bleibt den VerbraucherInnen nichts anderes übrig als selbst tätig zu werden, auch wenn Entscheidungen über Geldangelegenheiten am liebsten gar nicht getroffen werden. Und das wissen die Finanzhaie und Spekulanten.
Hier einige Anregungen:
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Die Inflation betrifft damit natürlich auch Ihr Erspartes. Unmittelbare Verlierer durch die Inflation sind Personen, deren Erspartes nicht vor der Inflation geschützt ist (so sind bei Kontokorrenteinlagen der Südtiroler SparerInnen von 10,8 Milliarden Euro (Stand 2021) durch die zweistellige Inflationsrate über 1 Milliarde Euro innerhalb eines Jahres an Wert verloren gegangen). Auch wer z.B. einen Zusatzrentenfonds wie beispielweise bei Laborfonds hat, hat im letzten Jahr Federn lassen müssen: zum Rückgang des Quotenwertes von teilweise über 10% ist noch die nicht abgedeckte Inflationsrate zu rechnen. Neben dem Verlust der Kaufkraft muss so auch die Entwertung des eigenen Vermögens verkraftet werden. Doch sich hier allein auf eine „qualifizierte“ Beratung durch die eigene Bank zu verlassen ist nicht immer ein guter Rat. So haben diese beispielsweise kaum inflationsgeschützte Anleihen in den letzten Jahren angeboten. Wer diese hatte, kann sich die Hände reiben. Mit den erhöhten Leitzinsen der Europäischen Zentralbank werden verschiedene Anlagen allmählich wieder attraktiver. Doch aufpassen, dass man nicht vom Regen in die Traufe kommt! Sich selbst gut informieren ist Grundvoraussetzung.
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Um den Überblick über die Ausgaben zu behalten und Sparpotenziale besser zu erkennen, lohnt sich das Führen eines Haushaltsbuches. Das kann auch Spass machen! Schnell zeigt sich, wohin das Geld fließt. Nicht nur überschaubare Beträge wie für das tägliche Essen auswärts summieren sich zu größeren Posten. Auch regelmäßige Abbuchungen höherer Summen wie die monatlichen Beträge für Strom und Gas können Sparimpulse liefern (z.B. finden sich auf der Homepage der Verbraucherzentrale Südtirol verschiedene Möglichkeiten das Haushaltsbuch zu führen als auch Rechner und Vergleiche die helfen Sparpotentiale ausfindig zu machen).
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Bei den Energiepreisen als Hauptinflationstreiber kann man ansetzen und den individuellen Energieverbrauch kontrollieren und reduzieren. Bei Strom, Heizung und Auto sind erhebliche Einsparungen drin.
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Auch die Nahrungsmittelpreise sind stark gestiegen. Gesundes, selbst gekochtes Essen muss dennoch nicht teuer sein. Eine Reduzierung des Fleischkonsums, der Kauf vorwiegend saisonaler Produkte und die Eindämmung von Lebensmittelverschwendung machen sich in der Brieftasche positiv bemerkbar. Wer Leitungs- statt Mineralwasser trinkt, landet einen Volltreffer.
Für den Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus, kann Kaufzurückhaltung und richtig mit dem Geld umgehen durchaus auch Spass machen. Doch es will gelernt sein. Er meint: „Wer mehr vom eigenen Leben haben will, sollte sich konkret mit den eigenen Finanzen befassen. So wird die Abhängigkeit von „qualifizierten“ Beratern geringer und finanzielle Entscheidungen überfordern nicht mehr (so sehr). Es gibt nicht den einen Weg, der für jede/n der richtige ist. Doch eine nachhaltige Geldstrategie sollte jede/r haben.“