Beim Fall Gamestop versuchten Kleininvestoren Hedgefonds mit ihren eigenen Waffen zu schlagen und fast haben sie es geschafft
Das Unternehmen Gamestop ist eher angeschlagen, da es Videospiele in Läden und auf physischen Datenträgern verkauft und der Markt für diese Produkte heutzutage immer mehr online und digital stattfindet. Wie auch bei anderen Unternehmen in Schwierigkeiten witterten große Hedgefonds das Geschäft und wetteten auf den Untergang von Gamestop.
Wetten über Leerverkäufe
Dafür machten sie sogenannte „Leerverkäufe“ oder auf englisch „Short-Selling“. Das funktioniert so, dass jemand Aktien teuer verkauft, sie aber erst zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt „liefern“ muss. Fallen die Aktienkurse währenddessen, können die Aktien für weniger Geld am Markt günstig eingekauft werden und die Differenz zur Verkaufssumme ist der Gewinn. Steigen die Aktienkurse ist das Geschäft futsch und die Aktien müssen zu einem höheren Preis beschafft werden und ein Verlust steht an. Leerverkäufe sind umstritten und verstärken den Abwärtstrend von Aktien. Doch verboten sind sie nicht.
David gegen Goliath
Kleinanleger:innen von Gamestop haben die Machenschaften großer amerikanischer Hedgefonds mitbekommen und sich zu einer „Robin-Hood-Aktion“ in den sozialen Medien verabredet. Online tauschten sie sich regelmäßig aus und brachten einander Fachwissen bei. Vor wenigen Wochen schoss die Aktie plötzlich von ihrem Tiefstand im April 2020 um 2.800% in die Höhe und ein Hype ist da, der den kreisenden Finanzgeiern, die gerade besonders viele Leerverkäufe laufen haben, das Schrecken lehrt. Diese verlieren gewaltige Summen. Der Trick funktioniert wie ein moderner Raubzug von Robin Hood im Internetzeitalter: Geld wird den Großen genommen und die Kleinen profitieren.
Am Ende ermittelt die US-Justiz und Anleger:innen leiten eine Sammelklage ein.
Fazit
Der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus kommentiert: „Hier zeigt sich ganz deutlich was trotz der vielen Finanzskandale und Crashs der letzten Jahrzehnte nicht stimmt und wie destruktiv die Finanzwelt sein kann. Große Fische bereichern sich auf Kosten der Kleinen. Es zeigt aber auch wie kleine Fische, die bereit sind ein finanzielles Risiko einzugehen, den Spekulanten Paroli bieten können. Das ist an sich bemerkenswert und könnte den Anfang neuer Bewegungen von digitalem Aktivismus bedeuten. Es ist auch in den Augen gar einiger gefährlich, wenn hier die Kleinen die gleichen Tricks anwenden wie die Großen. Jedenfalls ist offensichtlich geworden, wie deregulierte Märkte funktionieren.“