Die Landwirtschaft stößt weltweit viele Treibhausgase aus. Doch bessere Anbaumethoden können den CO2 Ausstoß verminden, sichern die Ernährung und vermehren die Fruchtbarkeit der Böden.
Der Erdboden ist besonders wichtig für den Klimaschutz, denn er bindet besonders viel Kohlenstoff (C). Entweicht der, entsteht in Verbindung mit Sauerstoff daraus das Treibhausgas CO2. Die Humus-Schicht in den Böden spielt dabei eine Schlüsselrolle: Humus speichert weltweit vier Mal mehr Kohlenstoff als in Form von CO2 in der Atmosphäre vorhanden ist.
Der nährstoffreiche Humus - eine lockere, meist etwas dunklere obere Erdschicht - entsteht natürlich aus abgestorbenen Pflanzenteilen, zersetzt von Bodenorganismen wie Bakterien, Pilzen und Würmern.
Dabei sind weltweit natürliches Grasland und Waldgebiete humusreicher als Ackerland, und besonders hoch ist der Anteil in Feuchtgebieten und Mooren.
Doch durch die landwirtschaftliche Praxis mit viel Monokulturen geht seit Jahren immer mehr Humus in den Böden verloren. Dabei können Landwirte den Humus mit Fruchtfolgen und Einarbeitung von Pflanzenresten erhalten und die natürliche Bodenfruchtbarkeit steigern.
Ein anderer Faktor für den weltweiten Verlust von Humus ist die globale Zunahme an Ackerflächen. Immer mehr zusätzliches Ackerland wird für den Anbau von Tierfutter für die wachsende Fleischproduktion gebraucht. Humusreiche Feuchtgebiete und Moore werden dafür trockengelegt, Grünland in Ackerland umgewandelt und immer mehr Wälder durch Brandrodung urbar gemacht. Der in Bäumen und Pflanzen gebundene Kohlenstoff geht verloren und entweicht als CO2.
Anteil der Ernährungswirtschaft an Treibhausgasen: 31 Prozent
Nach Angaben des Weltklimarats werden durch den Verlust von Humus und Wäldern pro Jahr rund 5800 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre abgeben - das sind rund 11 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.
Weitere Treibhausgase entstehen in der Landwirtschaft durch Viehhaltung, Düngung, die energieintensive Produktion von Kunstdünger, durch Pestizide, Lebensmittelverarbeitung, Verpackungsherstellung und den Transport. Insgesamt entstehen bei der Produktion von Nahrungsmitteln rund 31 Prozent der gesamten globalen CO2 Emissionen.
Wie wird Landwirtschaft zum Klimaretter?
Für den Stopp der Erderhitzung muss auch die Landwirtschaft klimaneutral werden. Das ist möglich - sie kann sogar zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre durch Pflanzenwachstum binden, wie wissenschaftliche Berechnungen zeigen.
Der Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) zur Landnutzung und Ernährungssicherheit empfiehlt, Weideflächen und Ackerland weltweit zu reduzieren. Ausserdem sollten Wälder weltweit wieder aufgeforstet und der Humusanteil in den Böden erhöht werden.
Laut Experten ließen sich mit Aufforstung von Wäldern während der Wachstumsphase pro Jahr 3,6 Milliarden Tonnen CO2 binden. Bei einem weltweiten Humusaufbau könnten weitere zwei bis fünf Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr gebunden werden. Auch Pflanzenkohle ist eine weitere Möglichkeit zur CO2-Bindung, auch das zeigt eine aktuelle Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
Biolandbau: Vorbild für zukunftsfähige Landwirtschaft
Nicht nur wegen der CO2 Bilanz, auch als Hauptverursacher des weltweiten Artensterbens steht die industrielle Landwirtschaft inzwischen zunehmend in der Kritik. Initiativen für besser Anbaumethoden gibt es in vielen Bereichen, darunter die sogenannte Farm to Fork Strategie der EU. Vorbild für Klima- und Artenschutz ist die ökologische Landwirtschaft. Sie setzt auf Humusaufbau, verzichtet auf synthetische Dünger und Pestizide und vermeidet Importe von Tierfutter aus Übersee.
Wenig Abfall hilft Klimaschutz
Ein weiter Schlüssel zur Emissionsminderung ist der Stopp von Lebensmittelverschwendung. Schätzungen zufolge landet ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel auf dem Müll. Insgesamt werden rund 1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel produziert, die nicht verzehrt werden. Dabei entstehen laut Schätzungen der FAO rund 3600 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
Gesundheit für Mensch und Erde mit weniger Fleisch und Milch
In den letzen 50 Jahren wurde die weltweite Fleischproduktion vervierfacht - enstprechend rasant steigt der Bedarf an Ackerflächen für den Anbau von Viehfutter wie Soja, Mais und Weizen.
Laut Umweltbundesamt werden inzwischen rund 71 Prozent der weltweiten Ackerflächen für Viehfutter verwendet und nur 18 Prozent für den Anbau von Nahrungsmitteln für Menschen. Um künftig die wachsende Weltbevölkerung gut zu ernähren und zugleich genügend Flächen für Aufforstungen zu haben, fordern Experten auch hier ein Umdenken.
"Wir können mehr gesundes Gemüse essen und weniger Fleisch", sagt Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Ko-Vorsitzender der EAT-Lancet-Kommission. Würden die Empfehlungen der Kommission umgesetzt, dann läge der durchschnittliche Konsum von Fleisch pro Person bei etwa 300 Gramm pro Woche (16 kg/Jahr); der Konsum von Milchprodukten bei 630 Gramm pro Woche (33 kg/Jahr). Bisher wird in Nord- und Südamerika, Europa und China bis zu sieben Mal mehr Fleisch konsumiert. Bei Milchprodukten ist der Konsum vor allem in Europa und USA fast acht Mal höher als empfohlen.
"Interessanterweise kann bereits der bloße Wechsel zu einer stärker pflanzlichen 'flexitarischen' Ernährung die Treibhausgasemissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion ungefähr halbieren", so Rockström. Die Ernährungsumstellung "könne dazu beitragen, alle gesund zu halten: den Planeten, und die Menschen."
*Dieser Beitrag wurde von Gero Rueter verfasst, auf dw.com (Deutsche Welle) veröffentlicht und leicht gekürzt.