Coronavirus-Infektionsrisiko in der Schule reduzieren

 

Deutsches Umweltbundesamt gibt Empfehlungen für richtiges Lüften

Robin: Mit CO2-Meldern die SchülerInnen aktiver an der Vorsorge beteiligen

 

 

In den nächsten Tagen werden in Italien und Südtirol Schülerinnen und Schüler wieder die Schulbank drücken. Viel wurde darüber beraten, geredet und gestritten, wie die Ansteckungsgefahr in der Schule minimiert werden kann. Einzelschulbänke auf Rollen, Maskenpflicht oder nicht, wer misst die Körpertemperatur und so weiter.

 

Aerosole sind ein möglicher Übertragungsweg des neuartigen Corona-Virus. Dies sind winzige Partikel, die beim Atmen, Husten, Sprechen und Niesen entstehen. Aerosole verteilen sich insbesondere in geschlossenen Innenräumen schnell im gesamten Raum. Um die Luft im Klassenzimmer war es schon vor Corona nicht gut bestellt. Das hat auch eine im Juni 2020 veröffentlichte Erhebung der Freien Universität Bozen und von Agorà bestätigt. Bei den vorgenommenen Messungen wurde die Höchstkonzentration von Kohlendioxid (CO2) von 900 ppm in 75% der Zeit überschritten, während der Luftaustausch zu über 95% der Aufenthaltszeiten unter dem Minimum lag.

 

Der korrekte Luftaustausch im Klassenzimmer

 

Der korrekte Luftaustausch kann sowohl die CO2-Belastung als auch die Konzentration der Virenbelastung verringern, auch wenn sie nicht unmittelbar korrelieren. Zudem steigt bei ungenügender Belüftung auch die Anzahl der Keime und in der Folge die Ansteckungsgefahr für Krankheiten sowie die Belastung durch eventuell vorhandene Luftschadstoffe. Um eine Ansteckung mit dem Coronavirus in Innenräumen zu vermeiden, empfehlen die Experten des deutschen Umweltbundesamtes (UBA) in einer aktuellen Stellungnahme nach jedem Niesen oder Husten sofort eine Stoßlüftung. Das gelte nicht nur für Klassenzimmer, sondern auch für Büros und Wohnungen. Räume in denen Sport getrieben werde, sollten deutlich häufiger gelüftet werden, fünfmal pro Stunde oder öfter. Das UBA empfiehlt weiter, in jeder Pause „intensiv bei weit geöffneten Fenstern“ zu lüften, spätestens nach 45 Minuten Unterricht. Fenster dauerhaft gekippt zu halten, reiche dagegen in stark belegten Räumen nicht aus. Frischluft sei unabhängig von weiteren Schutzmaßnahmen wie Mindestabständen und Hygieneregeln notwendig. Bei Fensterlüftung ist eine Querlüftung optimal, die über einen Durchzug übermöglichst gegenüberliegende weit geöffnet Fenster Raumluft schnell gegen Frischluft austauscht. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass es durch die Lüftung nicht zu einer Verbreitung infektiöser Aerosole in andere Räume kommt. Als wirksam gilt auch eine Stoßlüftung bei weit geöffnetem Fenster (besser mehrere in einem Raum gleichzeitig). Sind in Schulen raumlufttechnische Anlagen vorhanden, sollten diese bei der derzeitigen Pandemie möglichst durchgehend laufen. Der Einsatz von mobilen Luftreinigern in Klassenräumen oder zu Hause wird vom UBA für nicht geeignet gehalten, da sie das aktive Lüften nicht ersetzen, sondern allenfalls in Einzelfällen flankieren können.

 

Beteiligung der SchülerInnen

 

CO2-Messgeräte könnten den Empfehlungen zufolge etwa in Schulen als „grober Anhaltspunkt“ dafür dienen, ob gelüftet werden müsste. Eine CO2-Konzentration von höchstens 1000 ppm – das heißt Teile pro Million Teile – zeige „unter normalen Bedingungen einen hygienisch ausreichenden Luftwechsel.“ Der Konsumentenschutzverein Robin sieht in diesen CO2-Ampeln auch die Möglichkeit, die SchülerInnen aktiver an der Coronavirus-Vorsorge zu beteiligen. Sie könnten autonom, wie schon bei einem erfolgreichen Schulprojekt (dicke Luft im Klassenzimmer) in Südtirol gezeigt, für bessere Luft in den Klassenzimmern sorgen. Experten könnten ihnen dabei eine Handlungsanleitung zusammenstellen. CO2-Melder kosten ab 60 Euro das Stück, ein Kostenfaktor, welchen die Schuldirektionen leicht verkraften dürften.

31. Aug. 2020